Innerhalb die letzten Wochen haben eifrige Staatsdiener_innen in Berlin versucht, eine Informantin aus dem anti-autoritären Milieu zu gewinnen. Die Betroffene wurde auf der Straße angesprochen, während sie ihr Fahrrad aufschloss. Gewählt wurde ein Ort, an dem sie an diesem Wochentag und zu dieser Uhrzeit zu erwarten war.
Zwei Personen (Beschreibung s.u.) näherten sich ihr von hinten, grüßten mit dem Vornamen der Angesprochenen. Der Beamte zog kurz seinen Dienstausweis aus der Tasche und stellte sich als Mitarbeiter einer Bundesbehörde vor. Sie fragten, ob die Betroffene Interesse an einem Gespräch habe und nach Kontakten zu einem Berliner Szeneort. Nach einem klaren „Nein“ der Angesprochenen drohte der Beamte, dass man dann einen anderen Weg finden müsse.
Es ist wichtig, sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern daran zu denken, dass dies eine Standardmethode des Staates ist, um Informationen zu gewinnen. Obwohl oft angenommen wird, dass meist jüngere Personen aus der Szene angequatscht werden, ist dies keineswegs immer der Fall. Auch ältere Menschen werden angesprochen und deshalb ist es gut, dass alle darüber nachdenken, wie sie in dieser Situation reagieren würden.
Es gibt viele Gründe, warum Menschen angequatscht werden. Vielleicht gibt es eine kleine Hoffnung für den Staat, dass er Glück hat und jemanden findet, der_die redet. Klar ist jedoch, dass die Behörden die Auswirkungen sehen und Angst und Einschüchterung verbreiten wollen. Es nützt nichts, über die Gründe einer Ansprache zu spekulieren. Wichtig ist, dass du darüber nachdenkst, wie du dich und dein Umfeld schützen kannst: in vertrauten Kreisen darüber sprechen, was du im Falle eines solchen Ereignisses tun würdest, Vertrauen in dich selbst, in deine Haltung und in deine Praxis haben.
In solchen Momenten eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Diskussion, zum Lernen, zur Weiterentwicklung von Wissen und zur Verfeinerung der eigenen Praxis. Wenn sich alle auf mögliche Szenarien vorbereiten, gibt das dem Diskurs und der Praxis Kraft.
Wir arbeiten nicht mit dem Staat und seinem Apparat zusammen! Wir reden nicht mit den Bullen! Wir verpfeifen nicht!
Beschreibung der Personen:
Ein Mann – um die 40 Jahre. Kurzes, mittelbraunes Haar. Etwa 165 cm groß. Durchschnittliche Statur. Lässig gekleidet, im Stil von Jeans und T-Shirt, mit einer Tasche. Durchschnittliches Gewicht, nicht sportlich aussehend.
Eine Frau – Mitte bis Ende zwanzig, etwas kürzer als schulterlanges braunes Haar. Ca. 160 cm groß, mit Brille, trug ein legeres blaues Kleid, eine Art Strickjacke und eine Handtasche. Durchschnittliches Gewicht, nicht sportlich aussehend.